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Gehasste Überarbeitung

Wie unglaublich mühsam ist doch das Überarbeiten eines Textes ... Da hat man lange Zeit daran gesessen, ihn zu schreiben, und nun muss man nochmals darüber gehen. Und nochmals und nochmals. Bis man ihn nicht mehr sehen kann (okay, das passiert eher früher als später). Wie kann man diesen Prozess zielorientiert gestalten?


Ein ausgedrucktes Manuskript, in dem geblättert wird. Daneben steht ein Cappuccino und ein Stift bereit.

Leider reicht mein Genie nicht aus, um auf Anhieb einen perfekten Text zu schreiben. Dafür braucht es etwas mehr Arbeit. Für die Überarbeitung gehe ich in mehreren Schritten vor:

  1. Fokus auf das Schreiben Während ich die erste Version schreibe, liegt der Fokus auf der Produktion. Natürlich korrigiere ich Tippfehler und Unschönheiten und versuche bereits jetzt einen lesenswerten Text zu schreiben. Aber ich optimiere diesen noch nicht, sondern erstelle ihn zunächst einmal.

  2. Meditation Wahrscheinlich weiß ich nach der Vollendung des Textes bereits um einige Problemstellen. Ich fange also an, mir einige Todos zu erstellen: Welcher Charakter muss schärfer oder konsistenter werden? Welche Information früher geschehen? Welches zusätzliche Handlungselement ist nötig, damit das alles überhaupt sinnvoll wird?

  3. Inhaltliche Überarbeitung Im nächsten Schritt lese ich den ganzen Text von Anfang bis Ende am Monitor durch. Ich ändere schon sehr viel, arbeite die Todos ein und erstelle neue Todos - das ist ein sehr lebendiger Prozess, bei dem ich mich zwar vom Anfang zum Ende hin durcharbeite, aber auch sehr viel springe und verschiebe.

  4. Sprachliche Überarbeitung Das ist der wichtigste Schritt - nicht nur wegen der Sprache, sondern auch als finale Qualitätskontrolle. Es sollte jetzt eigentlich ein in sich stimmiger, spannender Text vorliegen. Tut es aber nicht. Die sprachlichen und noch verbliebenen inhaltlichen und stilistischen Fehler sehe ich nämlich nicht, wenn ich am Monitor lese. Also wird alles gedruckt (zweizeilig) und auf dem Papier überarbeitet. Üblicherweise sind diese Seiten nachher voll mit Überarbeitungen, die eingepflegt werden müssen. Manchmal entstehen auch neue Todos - dann heißt es: Zurück zu Schritt 2.

  5. Testlesende und Lektorat Wenn ich dem Grunde nach zufrieden bin, geht der Text an Testlesende und an die Lektorin. Auch hier kommt noch einmal eine Menge an Punkten zurück, die eingearbeitet werden wollen. In diesem Fall aber auch die Prüfung, ob diese wirklich hinein müssen. Nicht alles, was zurückkommt, setzte ich auch um. Hier wird jeder Vorschlag auf sein Für und Wider abgewogen. Sollte es einige größere "Für"-Punkte geben, die zu großen Änderungen führen - dann geht es zurück zu Schritt 2. Welch Freude!

Bis ein Text bei mir als fertig gilt, habe ich ihn mindestens dreimal gelesen - sehr wahrscheinlich aber deutlich öfter. Das ist viel Arbeit. Aber wenn du einmal deine erste Version liest und gleich danach die finale Version, wirst du wissen, warum du sie dir machst.


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