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Plotter oder Pantser? Autor!

Willkommen in unserem Möbelladen, hier haben wir zwei ganz hervorragende Schubladen! Sieh dir Schublade eins an: Der Plotter. Er geht sehr analytisch an sein entstehendes Werk heran, plant die gesamte Struktur und Handlung im Voraus, hat tiefe Charakterprofile erstellt und Relationship Maps und Mood Boards und 100.000 Wörter fertig, von denen keines zum Roman gehört. Schublade zwei: Die Pantserin. Sie schaut auf das leere Blatt (oder den weißen Screen) schließt kurz die Augen und legt dann los. Ohne großen Plan, mit nur einer einzelnen Idee als richtungsweisenden Nordstern (manchmal nicht einmal die) legt sie los und schreibt und schreibt und schreibt, ohne zu wissen, was da genau entstehen wird.

Welcher Ansatz funktioniert?


Nahaufnahme einer antiken Schreibmaschine.

Wie immer ist die Antwort: Kommt darauf an. Ja, aber worauf denn? Auf dich und deine Art zu arbeiten. Aber: Ohne Struktur wird es schwierig. Diese brauchst du auf verschiedenen Ebenen:

  • Strukturiere deine Handlung: Dies kann sehr elaboriert sein (Plotter) oder eben nur ein Nordstern, auf den du zustrebst (Pantserin). Wie fast alle stehe ich irgendwo dazwischen. Ich habe das Ziel der Handlung vor Augen und einige Meilensteine auf dem Weg dahin. Dann schreibe ich los. Während des Schreibens definiere ich immer mehr Zwischenschritte, mit dem Fokus auf dem nächsten Meilenstein, aber gerne auch mit dem Blick auf das Ganze.

  • Strukturiere deine Figuren: Meine (ganz wundervolle) Lektorin lobte mich einmal dafür, dass meine Protagonisten am Ende des Romans noch die gleichen Namen wie am Anfang hatten. Das hatte mich doch sehr überrascht, aber sie bestätigte: Es sei nicht unüblich, dass bei der einen oder anderen plötzlich der Name wechselt. Wie viel einfacher ist es da, das Aussehen, die Eigenschaften, Fähigkeiten oder Beziehungen zu anderen zu ändern. Darum braucht es auch hier eine Struktur - für Hauptfiguren kann man das schon am Anfang planen, für Nebenfiguren geht es eigentlich nur während des Schreibens.

  • Strukturiere deine Arbeit: Das ist der eine, essenzielle Punkt: Es ist wirklich viel Arbeit, einen Roman zu schreiben. Ohne feste Strukturen wird es dir schwerfallen, diese zu vollenden. Die zahlreichen angefangenen Manuskripte in ganz vielen Schubladen (unabhängig von Typ 1 oder Typ 2) sprechen Zeugnis davon. Plane, wie, wann und wo du schreibst. Hast du feste Zeiten oder wann immer du kannst? Wie ist dein Arbeitsplatz eingerichtet (Ablenkungen sollten vermieden werden)? Mit welchen Werkzeugen arbeitest du (Stift, Papier, Block, Computer, Laptop, welche Software)?

Der letzte Punkt ist der wichtigste: Wenn du deinen Arbeitsmodus nicht klärst, wird es schwierig, über Monate hinweg an deinem Projekt zu arbeiten.

Für alle Punkte gilt: Die Struktur dient dazu, dir zu helfen, nicht dich einzuengen. Während der Entwicklung des Romans werden sich viele Dinge ändern. Achte also in deinen Strukturen darauf, dass diese sich diesen anpassen können. Rein psychologisch empfehlen sich daher eher Stichwörter denn kompletter Formulierungen: letztere haben so viel Arbeit benötigt, dass sie einem zu lieb und teuer sind, sie zu ändern. Ich arbeite sehr gerne mit Bullet-Point-Listen und nutze die verschiedenen Ebenen für die Hierarchie: Meilensteine auf der obersten Ebene, Szenen auf dem Weg zum Meilenstein auf der zweiten, Details und Ablauf auf der dritten, etc.

Die Notwendigkeit für kontinuierliches Ändern bedeutet aber auch, dass du nicht von Anfang an alles fertig haben musst (Plotting) und dass du, auch wenn du im Vorfeld nicht strukturierst, diese Strukturen während des Schreibens aufbauen kannst (Pantsing). Dies erlaubt dir, bisher Festgelegtes (z. B. die Namen deiner Figuren) immer schnell nachzuschlagen und konsequent und korrekt fortzuführen. Auch wenn du etwas ändern möchtest (oh, wie oft muss man das tun!) hilft es, wenn du für alles bereits Geschriebene einen Überblick hast, sodass die eine Änderung nicht dazu führt, dass du den gesamten bisherigen Text noch einmal vollständig lesen musst.

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